Mit der Bewährungshilfe auf dem
Jakobsweg
1.Etappe von Marburg nach Altenberg
(Elisabethpfad)
24. – 26.November
2000
T
a g e b u c h
12
km auf dem Elisabethpfad
Nun
ist es also wieder mal so weit. Nach einigem hin und her fanden sich doch 5
Wanderer, die auch noch so spät im Jahr, eine kleine Etappe auf dem „Jakobsweg“
zurücklegen wollen.
Da
wie wir festgestellt haben, dass kein reiner Jakobsweg existiert, der nur diesen
Zweck, nämlich der Pilgerfahrt diente, laufen wir von Marburg auf dem
Elisabethpfad Richtung Süden.
Jakobshospital in
Weidenhausen
Zunächst
führte uns die Route durch Weidenhausen, vorbei an dem ehemaligen sogenannten
Jakobshospital, was um 1570 vom Baumeister Baldewein der auch am Marburger
Schloss wirkte, erbaut wurde. Weiter ging es dann über die Lahn, Richtung
Gisselberg. Der Weg führt am rechten Lahnufer entlang, am Heiligen Grund,
unterhalb des Hasenkopfes vorbei und führt dann in sicherer Höhe vor nassen
Füßen Richtung Oberweimar, dachten wir.
Dunkelheit
und manche Pfützen
Ca.
1 Stunde liefen wir am Ende unserer heutigen Etappe im dunklen und traten in so
manche Pfütze, so dass wir nicht gerade sauber in Oberweimar ankamen. Die
Unterkunft in Niederweimar „Hessischer Hof“ erinnerte mich etwas an die Villa
Strandgut auf Rügen. Alle Stilarten sind hier vertreten. Morgen haben wir 20 km
vor uns, die wir aber auch schaffen werden.
Grauer
Nebelmorgen. Die Gruppe steht schon bereit zum Aufbruch. Peter ist noch bei der
Wirtin und bezahlt die Übernachtung. Michael zeigt mir die skurrilen
Zimmereinrichtungen, wir lachen darüber. Damit ist die Stimmung schon mal da.
Alles weitere kommt dann von selbst.
Frohen
Mutes stiefeln wir in die nebelverhangene Landschaft. Wir bemerken, dass der
E-Weg stellenweise einige Tücken und Lücken hat, na ja, das soll ja in Zukunft
anders werden . Erste Rast am Rand des Dammersberges, Micha will weiter gehen.
Wir rasten, als bald entfacht sich eine Diskussion für und wieder „Handys“. Die
nach der Rast noch eine Weile anhält. Ich hoffe, dass der Nebel sich noch
lüftet. Damm ist in Sichtweite. Wir ziehen schnell weiter und verlassen Damm.
Zügig geht es bis Altenvers. Aufmerksame Dorfbewohner sehen uns ankommen und
eine Frau fragt, ob wir den Kirchenschlüssel wollen. Daraufhin entwickelt sich
eine fachliches Gespräch, über die, wie wir meinen, außerordentlich schöne klein
Hufeisenkirche. Noch ein Foto vor der Kirchentür dann geht’s weiter in Richtung
Weipoltshausen.
Herr
Fink, der Ortsvorsteher erwartet uns, große Rast etwa eine Stunde, es ist ca.
13:00 Uhr. Ach ja, Micha ist auch da, kam eine viertel Stunde früher als wir an.
Das Timing ist 100%. Während wir unser Brot essen, erzählt Herr Fink über
Vereine, Einwohner, Mitgliedschaft im Wasserverband Salzbödetal,
Dorfgemeinschaftshaus usw. und andere Errungenschaften des Dorfes. Herr Fink
zeigt das Video über die „Heilige Elisabeth“. Wir frieren, der Raum ist kalt.
Ein Heuhotel will man bauen insbesondere für Pilger, das macht uns auch nicht
wärmer. Ruckzuck sind die Rucksäcke gepackt und noch ein Foto mit dem
Ortsvorsteher vor der „goude Stubb“. Ja, nur schnell laufen, damit es warm wird.
Die
Sonne kommt und für ca. eine Stunde haben wir sogar noch ein bisschen Sonne. Als
wir in Kirchvers ankommen ist uns wieder wärmer. Auch eine schöne Kirche, schöne
Grabsteine, dann geht’s weiter Richtung Krumbach. Dieser Streckenabschnitt
gefiel mir mit am Besten bis zum Dünsberg. Schöner Wald, weiche Wege, am
Wegesrand historische alte Grenzmarkierungen (Steine). Der Dünsberg ist bis auf
den Parkplatz nicht zu sehen, alles voll Nebel. Lutz und Robert haben sich
abgesetzt. Kurz hinter dem Parkplatz verlassen wir den E-Weg Richtung
Fellingshausen. Der Ort hübsch sauber und das Gasthaus nahend gehen wir dem Ende
der Wanderung entgegen. Die Wirtin zeigt die Zimmer, passabel. Wir trinken Tee,
Bier, Radler, Apfelwein, Rotwein, und essen zünftig Hausmannskost. Ich bestelle
Hirschgulasch mit Spätzle,
fett,
aber lecker.
Gut'ne.
Dann gute Nacht.
Schon aus der
Ferne sehen wir die Spitze der Klosterkirche in verklärtem Licht. Die
Sonnenstahlen scheinen direkt auf die Kirche zu zeigen. Ankommen ist wie –
endlich zuhause zu sein. Bei eiskalten Wetter eine warme Stube vorfinden, und
Geborgenheit zu erfahren. 56 km haben wir zurückgelegt, ich bin nicht stolz
darauf diese Strecke gut durchgestanden zu haben, eher etwas
selbstverständliches, nur noch 2000 oder 3000 km bis Santiago, dieses ferne
Ziel.
Als Gruppe gut
zusammengelebt
In drei Tagen
haben wir uns als Gruppe gut zusammengelebt, unser Tempo gefunden, unseren
Rhythmus. Erstaunliche für diese kurze Zeit. Die Gedanken gehen zurück zu
unserem 2. Wandertag, die kleine Kirche von Altenvers, Herr Fink in
Weipoltshausen dessen Tatkraft mich überzeugte hat. Pläne die angedacht sind
werden hoffentlich Weitergehen. Wer war diese Heilige Elisabeth?, diese Frage
beschäftig mich nach dem kurzen Film.
Bringt sie doch 770 Jahre nach ihrem Tod unsere Gruppe zum diskutieren.
Das Kloster Altenberg, Fachwerkgebäude, ein Bauernhof, Leica Akademie, das
Wappen der Meisterin..., eine schön restaurierte Tür und eine Orgel der die Luft
ausgeht. Die Kirche, man denke sich die barocke Ausstattung hinweg und ist
hingerissen. Die Gewölberippen wie sie in einer Säule zusammenlaufen. Zeigt
dieses Fresko den Heiligen Jakobus oder Genes? Ganz groß der Christopherus, der
Christusträger an der rechten Seitenwand.
Das
vorletzte Wegstück strapazierte etwas, Rauchwolken über Wetzlar, das
Buderuswerk, Kepab-Haus, Bahnschranken und Mülldeponie, sowie querfeldein
laufen. Wer hat die meiste Erde an den Schuhen? Der Matsch, die häufigen
Matschwege mindern etwas die Freude am Wandern. In Hermannstein haben wir gleich
das Dorfbackhaus entdeckt, wir fotografieren die Backfrauen. Die Kirche, erfrage
ich, ist 508 Jahre alt, in der Außenwand über einer ehemaligen Tür die
Weihnachtsgeschichte , seltsam aber auch wieder selbstverständlich.
Wer
nun wissen möchte wie unser Weg verlief: Von Fellingshausen über Biebertal (dort
gibt es sogar eine Straße „Am Elisabethpfad“), vorbei an dem Hof Haina, der
Dicken Eiche, Hermannstein ; Wetzlar, bis zum Kloster Altenberg.